Erfahrungsbericht
Meine Zeit bei der Reha & Beruf gGmbH
Anna C., 41 Jahre, Teamwork-Teilnehmerin
„Am 02.01.2018 ging es los. Ich war super aufgeregt, da ich hart für die Teilnahme an der Maßnahme gekämpft habe. Neue Leute, neue Umgebung, alles neu. Lassen wir uns überraschen, dachte ich mir. Meine Gruppe ist mit sechs Teilnehmern/innen gestartet. Es gab auch anfänglich kleine Startschwierigkeiten mit einem Teilnehmer, aber auch das legte sich. Weil wir viel geredet haben und jeder an sich gearbeitet hat. Und mit der Hilfe der Pädagogen haben wir so einiges gemeistert in der Zeit als Gruppe. Die ersten drei Monate empfand ich persönlich als die grundlegend wichtigsten. Da man sich so viel mit sich selbst beschäftigt. Und mit seinen Fähigkeiten, Wünschen und all das, was das Leben bisher so angerichtet hat oder eben auch nicht. Auch was man beruflich drauf hat, wird in dieser Zeit begutachtet und analysiert.
Ab dem vierten Monat darf man theoretisch schon ins Praktikum und auch der Unterricht ändert sich ein wenig. Bis zum fünften Monat lief alles soweit gut bei mir und es ergab sich durch einen glücklichen Zufall, dass ich bereits im Juni mein erstes Praktikum machen durfte. Es war eine Stelle in der Jugendherberge bei uns im Ort, wo ich wohne. Der Job beinhaltete eine Mischung aus Büro, Orga und Kontakt mit Gästen. Für mich klang es interessant und spannend sich das Arbeitsumfeld mal anzusehen. Und um mich selbst zu testen, wie gut ich nach so langer Zeit ohne Job wieder im Berufsleben zurechtkomme. Es war von Anfang an klar, dass mir nach dem Praktikum keine feste Stelle angeboten werden konnte.
Das Praktikum verlief super, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Die Aussage aller war: Wir wollen dich behalten. Und die Chefin meinte sofort, wenn sie könnte, würde sie mich einstellen. Allein für mein Ego war das großartig, auch ohne Job-Aussicht. Durch dieses Praktikum ergab sich ein zweites Praktikum, auch bei uns im Ort. Diesmal stand sogar eine Stelle dahinter. Leider war dieses Praktikum das komplette Gegenteil des ersten und ich habe mich sehr unwohl dort gefühlt. Versprechen wurden am Ende auch nicht gehalten.
Zwei Praktika wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Aber alles Erfahrungen, die wichtig für mich waren. Auch rauszufinden, was man nicht möchte, ist ja nicht ganz unwichtig. Ab Oktober sollte meine Langzeitpraktikumsphase beginnen, da ich im September drei Wochen im Urlaub war. Also habe ich alles versucht, noch vor dem Urlaub etwas dingfest zu machen, um nach dem Urlaub durchzustarten. Leider war der Plan nicht umsetzbar, da ich nur Absagen bekam. Gut erholt und aufgetankt mit vielen positiven Erlebnissen wollte ich es nach dem Urlaub direkt wieder angehen.
Was sich gar nicht als so einfach herausstellte. Als ich aus dem Urlaub kam, waren drei meiner Kollegen aus der Maßnahme schon weg. Entweder im Praktikum oder sogar schon fest im Job. Auch zwei Teilnehmerinnen, die nach mir angefangen hatten, waren schon im Langzeitpraktikum oder hatten einen festen Job in der Tasche. Meine Motivation sank, muss ich zugeben. Aber ich versuchte es erneut. Schrieb eine Bewerbung nach der anderen. Bekam auch eine Absage nach der anderen. Mit jeder Absage wurde meine Hoffnung kleiner. Die Tage vergingen und es fiel mir zwischenzeitlich schwer, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Aber dank der netten Kollegen, Pädagogen und meiner eigenen Kraft, den inneren Schweinehund zu überwinden, habe ich weitergemacht.
Mit der Chefin von der Jugendherberge war ich nach wie vor im Kontakt. Und so ergab es sich, dass wir uns noch einmal getroffen und über meine Situation geredet haben. Sie wollte mir so gerne helfen, weil sie nicht verstehen konnte, wie jemand wie ich keine Chancen bekommt. Ein paar Tage später rief sie mich an. Sie wollte wissen, was ich mindestens verdienen müsste, und andere Infos bräuchte sie auch noch. Sie habe bald Budgetgespräche für 2019, Arbeit sei auf jeden Fall da und sie wolle alles dran setzen, mich irgendwie einzustellen. Ich war ziemlich baff, dass sich jemand so für mich einsetzt und versucht mir zu helfen. Mein Praktikum, das ich noch bis Ende des Jahres machen kann (quasi als Einarbeitungszeit), und die gute Aussicht auf Wiedereingliederungszuschüsse wurden noch mit in den Topf geworfen. Nun haben wir Ende Oktober, gestern fanden besagte Budgetgespräche statt und ich sitze nach wie vor hier und kann es kaum glauben. Morgen fange ich mein Praktikum an und am 01.01.2019 werde ich eingestellt. Es ist zwar leider keine Vollzeitstelle, aber ein Job, der mir Spaß macht und vor der Haustür ist, und eine Möglichkeit mich beruflich weiterzuentwickeln. Einfach unfassbar… Ich warte immer noch darauf, dass mich jemand kneift und ich aufwache. Und das wohl alles nur, weil ich ein Praktikum (ohne Aussicht auf eine zukünftige Stelle!) ernst genommen habe und da 100 Prozent gegeben habe. Plus ein Quäntchen Glück am Ende, das ich in meiner Situation wohl auch einfach brauchte.“